Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe
UNTERRICHTSKONZEPT
Lernen in der Unterstufe
Mit dem Schuleintritt findet sich das Kind in einer großen neuen Gemeinschaft, der Klasse, wieder. Ein Ziel ist es, dass es nun seinen Platz im Ganzen des Klassenverbandes findet und sich mit seinen Stärken und Schwächen aufgehoben und wahrgenommen fühlt. So ist es in den ersten Schuljahren, neben den eigentlichen Unterrichtsinhalten, eine Aufgabe des Lehrers, diese Gemeinschaft zu einer tragfähigen, belastbaren und fröhlichen Gruppe zu bilden. Unterschiedliche Begabungen und Kompetenzen bereichern sich gegenseitig positiv in der Entwicklung der Schüler/innen. Jeden Morgen werden die Kinder von ihrem Klassenlehrer/ihrer Klassenlehrerin, ihrer Hauptbezugsperson in der Schule, begrüßt. Um 7.45 Uhr, mit dem Unterrichtsbeginn, beginnt das eigentliche Lernen. Sowohl das Bedürfnis der Kinder nach Bewegung als auch die Sehnsucht nach Bildern und Erzählungen werden befriedigt.
Die Mittelstufe
Mit jedem neuen Schuljahr und dem zunehmenden Alter der Kinder erweitert sich der Horizont der im Unterricht behandelten Stoffgebiete; der spielerische Charakter der ersten Jahre tritt zugunsten einer anfänglichen Durchdringung in den Hintergrund. So wird bis zum Ende der 8. Klasse die ganze Welt in das Blickfeld der Jugendlichen gerückt. Auch die Prozesse des Erwerbs neuer und erinnerbarer Erkenntnisse selbst werden nun wichtig. Denn nun soll auch das Lernen gelernt und das Üben geübt werden.
Als neue Fächer treten Holzwerken und Gartenbau zur Handarbeit hinzu. Hier wird direkt in der Begegnung mit der Materie gelernt, Handfertigkeiten erübt und Erfolge sowie Fehler des eigenen Handelns werden objektiv sichtbar.
Erste Klassenfahrten finden in der 5. Klasse statt und auch zur Gesteinskunde wird eine größere Fahrt in ein geologisch interessantes Gebiet gemacht.
Mit dem 8. Schuljahr endet die Klassenlehrerzeit mit einer größeren Projektarbeit, einem gemeinsamen Theaterstück und einer Klassenfahrt.
Die Oberstufe
Die Oberstufe der Waldorfschule umfasst das 9. bis 12. Schuljahr. Die Epochen des Hauptunterrichts in Deutsch, Mathematik, Geschichte, Geographie, Kunstgeschichte und den Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie werden nun von Fachlehrern/innen gegeben, um so dem zunehmenden Interesse am Leben und den Gesetzen der Außenwelt und der Innenwelt anderer Menschen angemessen zu begegnen. So können Urteilskräfte in wachsender Tiefe und Differenzierung ausgebildet und geübt werden. Wie in den anderen Schulstufen sind also die Unterrichtsinhalte und -methoden abgestimmt auf die Entwicklungsbedingungen der Schüler/innen.
In den Fachstunden und teilweise im sogenannten 2. Epochenband werden weiterhin die Fremdsprachen, künstlerische und handwerkliche Fächer wie Eurythmie, Musik, Plastizieren, Tischlern und Buchbinden unterrichtet. In diesen Stunden werden die Klassen halbiert, manchmal gedrittelt. Außerdem gibt es Sport, Religion oder Ethik und Übstunden in Deutsch und Mathematik, in denen die oberen Klassen leistungs- bzw. abschlussbezogen geteilt und unterrichtet werden.
Der schulische Unterricht wird erweitert durch Praktika:
- im 10. Schuljahr ein Landbau-Praktikum und ein mit einer Klassenfahrt verbundenes Vermessungspraktikum,
- im 11. Schuljahr ein Betriebs- oder Sozialpraktikum. Das 12. Schuljahr ist gekennzeichnet durch mehrere Veranstaltungen mit Abschlusscharakter:
- die Präsentation einer individuellen Jahresarbeit,
- ein Sport- und ein künstlerischer Abschluss in Form einer Abendvorstellung für die Schulöffentlichkeit;
- eine Abschlussklassenfahrt, häufig unter dem Aspekt der Kunstbetrachtung,
- und ein Theaterprojekt in Form einer öffentlichen Aufführung
Mit der Oberstufenzeit eröffnet sich die Möglichkeit im Oberstufenorchester mitzuwirken. Viele Oberstufenschülerinnen und -schüler engagieren sich auch weiterhin im Circus Radefiz, sei es als Artist, als Manegenhelfer oder hinter den Kulissen.
Der Unterricht des Klassenlehrers
Der*die Klassenlehrer*in unterrichtet seine Schüler*innen im Hauptunterricht. Dieser findet jeden Tag in den ersten beiden Stunden statt und gliedert sich in einen rhythmischen Teil, einen Lern- und einen Erzählteil.
In der 1. und 2. Klasse führt der Lehrer das Schreiben, Lesen und Rechnen ein. Einen weiteren Unterrichtsinhalt bildet das Formenzeichen.
Deutsch und Mathematik wird vom Klassenlehrer bis zur 8. Klasse unterrichtet. Dabei wird der Unterricht in drei- oder vierwöchigen Epochen gegeben.
Besondere Fächer der Klassenlehrerzeit
3. Klasse: erste Sachunterrichte, wie Hausbau-, Handwerker- und Landbauepoche.
4. Klasse: erste Natur- und Tierkunde und die erste Geographie- und Heimatkunde.
5. Klasse: erste Geschichtsepoche, Fortführung der vorangegangenen Epochen; aus dem Formenzeichnen bildet sich die Freihandgeometrie heraus.
6. Klasse: Gesteinskunde und erste Physikepoche; Fortführung der Geschichts- und Geographieepochen.
7. Klasse: Astronomie- und erste Chemieepoche.
8. Klasse: Weiterführung und Vertiefung; Biografiearbeit; Klassenspiel.
Diese grobe Zusammenstellung bildet nur einen ersten Überblick über die Lerninhalte der ersten acht Schuljahre ab.